Vladimir Fedoseev: Abgesprochene Partien sind Betrug

von ChessBase
07.03.2017 – Fast wäre Vladimir Fedoseev im letzten Oktober Russischer Landesmeister geworden. Nun gelang ihm aber beim Aeroflot Open sein bisher größter Erfolg. In einem Interview mit chess-news.ru beklagte sich der Turniersieger über das Phänomen von abgesprochenen Partien im Profischach. Auszugsweiser Nachdruck in deutscher Übersetzung:

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Im Superfinale der Russischen Meisterschaft, im Oktober 2016 in Tschita ausgetragen, lagen vor der Schlussrunde Vladimir Fedoseev und Alexander Riazantsev punktgleich an der Spitze. Riazantsev traf mit Schwarz auf Dmitry Jakovenko und überspielte seinen Gegner in der Vorstoßvariante der Caro-Kann Verteidigung. Fedoeseev verlor indes gegen Grigoriy Oparin. So wurde Alexander Riazantsev russischer Landesmeister.

Beim Grand Prix- Turnier in Sharjah trafen Alexander Riazantsev und Dmitry Jakovenko erneut aufeinander. Die Eröffnung war die gleiche, aber die Farben und auch das Ergebnis waren vertauscht. Mit Weiß stellte Riazantsev in einer gut bekannten Variante des Panov-Angriffs einen Turm ein - ein Blackout. In seinen Kommentaren zum Turnier hat Alex Yermolinsky eine Verbindung zwischen diesen beiden Partien hergestellt (s. Links)

In einem Interview mit der russischen Seite chess-news.ru nach seinem Sieg beim Aeroflot Open hat sich Fedoseev über den "Handel" mit Partieergebnissen beklagt. Diesen Ausschnitt des Interviews drucken wir hier in deutscher Übersetzung nach.

(AS)

Vladimir Fedoseev

Auszug aus dem Interview mit dem Aeroflot-Sieger Wladimir Fedoseev

Wladimir Fedoseev – Sieger des Aeroflot-Hauptturniers. Ich gratuliere Ihnen!

Vielen Dank! Ich denke, dies ist bisher mein größter Erfolg.

Was hat Ihnen geholfen oder Sie beeinflusst? Warum hatten Sie gerade in diesem Turnier Ihren Raketenflug?

Ich glaube, dass viele günstige Umstände dazu geführt haben und dass einfach die Zeit für meinen „Raketenflug“ reif war ...

Sie betrachten viele Dinge aus der philosophischen Perspektive. Liegt es an Ihrem Charakter, Ihrer Denkweise oder Lebenseinstellung?

Das kann ich nicht genau sagen. Mit jedem Lebensjahr wird mir einfach klarer, wie unterschiedlich die Entscheidungen eines jeden Menschen ausfallen, sei es am Schachbrett oder im Leben. Welchen Weg man wählt, ist eine persönliche Angelegenheit, die mich nichts angeht. Ich bin nur für mich verantwortlich und kann lediglich meinen Standpunkt vertreten. Auch nehme ich entgegengesetzte, gut argumentierte Meinungen sehr gelassen, schließlich kann man eine Problematik nur dann tiefer begreifen, wenn man diese ausdiskutiert. Das ist alles.

Gibt es etwas in der Schachwelt, was Sie ablehnen und niemals akzeptieren werden?

Natürlich gibt es Dinge im Schach, die ich nicht akzeptieren kann. Zum Beispiel die abgesprochenen Partien. Dabei meine ich nicht die schnellen Remis, die es leider oftmals gibt, sondern die abgesprochenen Partie-Ergebnisse, von denen die breite Öffentlichkeit niemals etwas erfahren wird.

Das müssen wir für die nicht Eingeweihten genauer erläutern: Von einer „abgesprochenen Partie“ ist die Rede, wenn jemand für seinen Gewinn bezahlt, bzw. seine Partie verkauft …

Ja. Ich glaube, dass das Phänomen „Partie-Handel“ wirklich existiert. Die Frage ist, auf welcher Ebene? Selbstverständlich sollte man daran arbeiten, Diejenigen, die so etwas tun, zur Verantwortung zu ziehen. Eine systematische Verfolgung scheint es nicht zu geben, diese ist jedoch notwendig, will man Schachkämpfe fair austragen.

Schachspieler, die beim derartigen Betrug erwischt werden, gehören lebenslang disqualifiziert. Es ist sogar denkbar, den „Partie-Handel“ zu kriminalisieren, wenn dieser dazu geführt hat, ein wichtiges Turnier oder einen größeren Geldpreis zu gewinnen. Letzteres wäre eine Art Gelddiebstahl, Betrug in reinster Form, eine illegale Handlung krimineller Natur. Deshalb ist es notwendig, ein entsprechendes Sanktionen-System einzuführen.

Quelle: http://chess-news.ru/node/22829



 

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