6:6 - Stechen am Mittwoch / Yasser Seirawan kommentiert die 12. Partie

von ChessBase
28.11.2016 – Der Showdown wurde vertagt, es entwickelte sich ein flottes Remis in der Berliner Verteidigung. Offenbar hatten sich Weltmeister und Herausforderer dafür entschieden, das Heil lieber in dem nun für übermorgen anstehenden Rapid- bzw. Blitz-Stichkampf zu suchen. Yasser Seirawan über die letzte Turnierpartie des WM-Kampfes. Newsblog 2016-11-28...

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Weltmeisterschaft Carlsen-Karjakin, New York: Newsblog 2016-11-28

WM-Partie Nr. 12 - Anmerkungen von Yasser Seirawan

 

Fotos: Max Adveev

Der erste Zug - hier war noch alles möglich!

Name und Datum notieren, ...

... erste Züge machen

... und dann so was: Der Herausforderer will heute nicht kämpfen.

So hatten beide heute früh Feierabend!

21.05 / 15.05: Auslosung für Mittwoch: Karjakin hat in der ersten Partie Weiß.

20.55 / 14.55: Der Weltmeisterschaftskampf ist 6:6 ausgegangen, nun folgt das Stechen am kommenden Mittwoch, der zugleich Carlsens 26. Geburtstag sein wird.

Hier noch einmal die Modalitäten für das Stechen:

Es beginnt mit vier Partien Rapid-Schach. Dort müssen die Spieler mit je 25 min Bedenkzeit pro Partie zzgl. 10 sek Inkrement pro Zug auskommen. Die "Papierlage" hier: Carlsen ist Nr. 1 der Rapid-Weltrangliste mit 2894 Elopunkten, Karjakin hat in dieser Disziplin 2818 Elopunkte, befindet sich aber im Status "inaktiv" und ist somit ohne konkrete Platzierung. Im Falle eines Unentschiedens auch hier ginge es mit einer Serie von max. fünfmal zwei Blitzpartien weiter (5 min pro Partie zzgl. 3 sek Inkrement pro Zug für jeden Spieler). Bei den Blitz-Elozahlen ist Carlsen mit seinen 2873 Punkten derzeit nicht die Nr. 1 der Welt - das ist der Chinese Ding Liren mit 2875 Punkten. Karjakin rangiert hier auf Platz 11 mit 2800 Punkten. Falls alles unentschieden endet, dann folgt eine "Armageddon-Partie". Hier erhält der Spieler mit Weiß 5 min, der Spieler mit Schwarz 4 min Bedenkzeit. Ab dem 60. Zug gäbe es zusätzlich 3 sek Bonus pro Zug. Vorteil für den Schwarzen: Im Falle eines Unentschiedens wäre er - wegen der Minus-Minute - Weltmeister.

20.45 / 14.45: Nach einer guten halben Stunde Spielzeit und 30 Zügen besitzen beide Spieler nur noch einen Läufer. Die Bauernstruktur ist vollkommen symmetrisch. Da bleibt nur noch dies: Remis! 

20.35 / 14.35: Stellung nach 25.h3. Carlsen macht noch ein paar raumgreifende Züge am Königsflügel. 

20.30 / 14.30: Der spanische Großmeister Francisco Vallejo Pons freut sich auf den Tiebreak: 

20.22 /14.22: Stellung nach 22.Te1. Für Karjakin geht es jetzt darum, den weißen Turm nicht etwa nach e7 zu lassen - das sollte eine Kleinigkeit für den Herausforderer sein.

20.20 / 14.20: 15.Sa3 ist übrigens ein neuer Zug. Bislang haben sämtlich Top-Spieler (inkl. Carlsen!) hier immer 15.Sd2 gezogen.

20.15 / 14.15: Stellung nach 15.Sa3 - Schwarz hat jetzt auch seinen d-Bauern vorgestoßen. Das riecht schon nach 15 min nach einem Remis!

20.10 / 14.10: Die beiden Spieler haben die ersten zehn Züge in einem Tempo abgespult, dem wir kaum folgen konnten. Die entstandene Struktur erinnert an die früher für rasche Remisen berüchtigte "Französische Abtauschvariante", doch es kommt auch auf die Feinheiten an. Hier ist die Figurenstellung eine andere und der schwarze d-Bauer konnte zunächst nicht vorstoßen. Weiß kann auf einen kleinen Raumvorteil setzen.

20.00 / 14.00: Los gehts! Und das gleich mit einer kleinen Enttäuschung: Die offene "Berliner Verteidigung" tendiert stark zum Remis - Karjakins Entscheidung!

19.40 / 13.40: Sind Sie bereit für den großen Nervenkitzel? Dieser Twitter-Nutzer ist es auf jeden Fall:

19.10 / 13.10: Dieses Foto eines Twitter-Nutzers zeigt uns den Publikumsandrang vor der letzten Partie in New York.

17.50 / 11.50: Welche Szenarien kann es für den Ausgang der Weltmeisterschaft geben? Falls es heute Abend einen Sieger in der 12. Partie geben sollte, dann wäre dieser Spieler der neue Weltmeister. Auf dem Papier ist die Sache klar: Die Nr. 1 der Welt (Magnus Carlsen, 2853 Elopunkte) spielt mit Weiß gegen die Nr. 9 (Sergey Karjakin, 2772 Elopunkte). Die Praxis der letzten Tage hat aber gezeigt: Der Ausgang ist völlig offen. Im Falle eines erneuten Remis ginge es am Mittwoch mit vier Partien Rapid-Schach weiter. Dort würden die Spieler dann mit je 25 min Bedenkzeit pro Partie auskommen müssen. Die Papierlage hier: Carlsen ist Nr. 1 mit 2894 Punkten, Karjakin hat fürs Rapid-Schach 2818 Elopunkte, befindet sich aber im Status "inaktiv" und ist somit ohne konkrete Platzierung. Im Falle eines Unentschiedens auch hier ginge es mit einer Serie von max. fünfmal zwei Blitzpartien weiter (5 min pro Partie für jeden Spieler). Bei den Blitz-Elozahlen ist Carlsen mit seinen 2873 Punkten derzeit nicht die Nr. 1 der Welt - das ist der Chinese Ding Liren mit 2875 Punkten. Karjakin rangiert hier auf Platz 11 mit 2800 Punkten.

Falls alles unentschieden endet, dann folgt eine "Armageddon-Partie". Hier erhält der Spieler mit Weiß 5 min, der Spieler mit Schwarz 4 min Bedenkzeit. Vorteil für den Schwarzen: Im Falle eines Unentschiedens wäre er - wegen der Minus-Minute - Weltmeister.

16.45 / 10.45: Magnus Carlsen hat erst zwei reguläre Partien (Rapid und Blitz einmal außen vor gelassen) gegen Sergey Karjakin verloren. In beiden Fällen hatte Carlsen - so wie auch heute Abend wieder - Weiß: 2012 beim Turnier in Wijk aan Zee und vor ein paar Tagen in New York. Für den heutigen Abend hat das sicher keine Bedeutung: Beide Spieler werden sich hundertprozentig auf diese eine Partie konzentrieren und dabei alles vergessen, was vorher gewesen ist.

16.10 / 10.10: Spannend ist auf jeden Fall auch heute wieder die Frage, welche Eröffnung die Spieler wählen werden. Das bestimmt natürlich erst einmal Magnus Carlsen, der heute wieder Weiß hat. 1.e4 oder 1.d4 - das ist wohl die Frage. Von Carlsen finden sich in der ChessBase-Online-Datenbank auch Partien, die er mit 1.a4, 1.a3, 1.b3 oder 1.g3 begonnen hat. Sieht man sich diese Partien aber näher an, dann handelt es sich nahezu ausschließlich um Blitzpartien. Quasi ein Mittelding zwischen diesen beiden Polen wäre 1.c4 oder 1.Sf3, was Carlsen natürlich auch schon häufiger gespielt hat - sehr solide Theorie, aber doch überraschend. Um 20 Uhr wissen wir mehr! 

15.55 / 9.55: Der britische "Independent" hat anlässlich der Schach-WM eine Erkenntnis gewonnen, die die Schachgemeinde schon immer gehabt hat: Schach ist die spannendste Sportart der Welt - auf jeden Fall jetzt, in diesem Moment!

13.29 Hamburg / 7.39 am New York: Der letzte Pfeil im Köcher könnte heute entscheiden. Wird die Partie entschieden, haben wir einen neuen (alten?) Weltmeister und weißer Rauch steigt über Pier 16 am East River auf. Wenn nicht, bringt der Tiebreak die Entscheidung. Wir haben Magnus Carlsen und Sergey Karjakin beim Schnell- und Blitzschach erlebt, es war faszinierend. Carlsen spielte letztes Jahr in Berlin immer oben mit und wollte seine beiden Titel verteidigen (es gelang ihm beim Schnellschach, den Blitztitel schnappte sich Sascha Grischuk). Aber auch Karjakin erwies sich als exzellenter Top-Spieler in dieser Disziplin. Einmal spielte Sergey Karjakin Bullet auf playchess.com - in einer angespannten Situation stellte sein Gegner etwas weg und mit nur noch zwölf Sekunden oder weniger hatte Karjakin noch Zeit zum Tippen gefunden und schickte ein "lol" raus. 

+ + +

16.10 Hamburg / 10.10 New York: Tja, das würden wir auch gerne wissen: "Who is the favorite to win this thing?"

+ + +

23.38 / 17.38: Das war es von heute von dieser Stelle aus. Am Montag geht es weiter!

23.22 / 17.22: Nachdem Carlsen seine Dame kompromisslos in die Vorwärtsbewegung geschickt hatte, wurde ein anderes Szenario Realität: Remis durch Dauerschach. Susan Polgars Kommentar beschreibt diese Partie recht gut: Der Zug h2-h3 von Karjakin brachte Carlsen eine gewisse Initiative ein, doch diese reichte nicht aus. Karjakin hat sich sauber verteidigt und alle Drohungen des Weltmeisters entschärft. Nun muss die 12. Partie am Montag die Entscheidung bringen - oder das Stechen am Mittwoch, Carlsens Geburtstag.

Die Newsblogs zur Weltmeisterschaft Carlsen-Karjakin 2016:


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Mclanda Mclanda 30.11.2016 01:50
Ergänzung: Wir möchten so ein Schach nie wieder sehen. Damit werden Sponsoren als auch Zuschauer regelrecht vertrieben zumal noch kostenpflichtig. Nein so geht das nicht! Daher ab der nächsten Schach WM auf 16 Partien ansetzen und die Eröffnung bis zum 8.Zug durch Computerauslosung vorgeben. Bei Gleichstand behält der Weltmeister seinen Titel. Ansonsten können wir Schach im großen Rahmen vergessen.
DoktorM DoktorM 29.11.2016 10:50
Sollte noch einmal ein Profischachspieler fehlende Sponsoren beklagen, sollte man ihn daran erinnern, wie er und seine Kollegen mit ihren regelmäßigen Arbeitsverweigerungen in letzten Runden von Turnieren potentielle Sponsoren vergraulen.
Thomas-Hastrup Thomas-Hastrup 29.11.2016 08:51
Hallo Schachfreunde,
ich finde dass ist recht wenig Risiko und wenig Kamfgeist. Nun ist wohl jeder Spieler vom Charakter her anders.
Wenn ich daran denke, dass Fischer seinerzeit das 0:2 in Kauf nahm, weil er Samstags nicht spielen wollte, dann zeigt das Größe und viel Selbstvertrauen.... Was soll ich also machen, wenn ich Angst habe.....; Lauern und hoffen. Wenn ich keine Angst habe, suche ich meine Chance im Angriff.
Freue mich auf Mittwoch.......!!

Eyes_of_Argus Eyes_of_Argus 29.11.2016 12:48
Yasser is absolutely right. I enjoyed his commentary and notes on the game as always but the game itself not at all.Game #12 was really disappointing not because it was a draw but because none of the players had the ambition to win the game.
habäidä habäidä 29.11.2016 10:43
Beide Spieler haben ihr Bestes gegeben: Den Sportsgeist. Perfekte Antiwerbung fürs Schach.
MHFlush MHFlush 29.11.2016 08:18
1.e4 e5 (=). Schade. Möchte nicht wissen, wie das Schach in 5 Jahren aussieht. Im Spiel 'Dame' werden die Eröffnungen mittlerweile vorgegeben, damit man den schnellen Remisen entgeht. Kann man im Schach auch drüber nachdenken. Karjakin hat im Prinzip alles richtig gemacht, aber Carlsens Herangehensweise, in symmetrischen langweiligen Stellungen noch was rausquetschen zu wollen, ist gründlich schiefgegangen und langweilig beim Zuschauen. Bitte das nächste Mal Shirov-Morozewitsch.
Mclanda Mclanda 28.11.2016 11:24
Diese ganze Schach WM ist vom ganzen System her der blanke Hohn. Man solle diese WM auf 16 Partien setzen und bei Gleichstand behält der Weltmeister den Titel. Egal wer hier diesen Vergleich nun gewinnt, einen würdigen Weltmeister werden wir nicht haben. Klar ist auch das es keine Werbung für Schach war und daher auch immer mehr an Bedeutung verliert.
zwidi@gmx.at zwidi@gmx.at 28.11.2016 10:41
Warum Carlsen nicht mit d4 oder c4 auf Gewinn spielt ist mir ein Rätsel. Überhaupt waren die Partien mehr als langweilig und perspektivlos.
Krennwurzn Krennwurzn 28.11.2016 10:31
Montag 22 Uhr:
ENTTÄUSCHUNG PUR - bin extra von einer Feier früher nach Hause gegangen, um ... nichts mehr zu sehen!
Tempelritter Tempelritter 28.11.2016 09:43
Entttäuschung, Antiwerbung, Arbeitsverweigerung...
Da hat wohl keiner von beiden den Welttmeistertitel verdient.
hockeyplayer hockeyplayer 28.11.2016 08:48
Diese Entwicklung ist nicht gut für das Schach. Unabhängig davon wer von diesem Remis in der 12. Partie profitieren wird. Aber 29 Züge in weniger als 30 min ist nicht das Schach, dass man so nicht verkaufen kann, schon garnicht bei einer Weltmeisterschaft.
Selbst wenn dies beiden Sekundatenteams und den Engines zu verdanken ist.
Diejenigen, die alt genug sind, werden sich nach Wettkämpfen wie den von Fischer - Spassky, Karpow - Kortschnoi, und Kasparov - Karpov sehnen.
Unabhängig davon wer Weltmeister werden wird, es bleibt die Hoffnung, dass diese 12. Partie als das in die Schachgeschichte eingehen wird, was sie ist: Eine Schande!
Oder zum besseren Verständnis, wie soll man irgendjemandem beibringen, dass man sich viel Zeit für den jeweils nächsten Zug nehmen soll, und dieser dies mit Verweis auf die 12. Partie des WM-Kampfes Carlsen - Karjakin ablehnt?
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