Johannes Fischer: Hallo Karsten, du hast vor kurzem zusammen mit Luis Engel ein Buch über Spielertypen veröffentlicht, in dem ihr berühmte Schachspieler bestimmten Spielertypen zuordnet. Wann und warum hattet ihr die Idee zu diesem Buch und wie sah die Zusammenarbeit aus?
Karsten Müller: Während der Pandemie konnten wir nicht wie sonst im Klubheim des Hamburger SK trainieren, aber hatten dann die Idee, als Autoren zusammenzuarbeiten. Ich habe Luis eine Reihe von Themen vorgeschlagen und nach einigem hin und her sind wir dann bei den "Spielertypen" gelandet.
Das bot sich an, weil ich als Spieler zum Typ "Aktivspieler" gehöre, aber als Trainer Theoretiker bin, während Luis vom Spieltyp her Pragmatiker ist, so dass wir uns gut ergänzen und nur beim Spieltyp "Reflektor" persönliche Erfahrung fehlt.

Luis Engel: "Vom Spieltyp her Pragmatiker" | Foto: André Schulz
Wir hatten das Thema im Training auch schon früher behandelt, und auch mit Vincent Keymer habe ich darüber schon vor einigen Jahren während eines Trainings gesprochen. Außerdem halte ich dieses Thema und seine Bedeutung generell für unterschätzt. Es gibt zwar das exzellente Buch Foundations of Chess Strategy (Gambit 2005)von Lars Bo Hansen, aber danach ist nicht mehr so viel gekommen. Meistens begnügt man sich mit der vereinfachten Version Taktiker/Stratege (im Modell: Aktivspieler+Pragmatiker/Theoretiker+Reflektor). Aber ich glaube, wenn man das Modell etwas komplexer macht, dann gewinnt man sehr viel an Erklärungskraft.
"Aktivisten", "Theoretiker", "Reflektoren" und "Pragmatiker" – das sind in diesem Zusammenhang neue Begriffe. Kannst du kurz charakterisieren, was die einzelnen Spielertypen ausmacht?
Natürlich! Weltmeister, die Aktivspieler waren, sind Aljechin, Tal, Spassky, Kasparov und Anand.
Die Stärken der Aktivspieler: Sie bewerten Initiative und Angriffschancen relativ hoch und die Bedeutung des Materials niedriger. Sie haben oft ein gutes Gespür für Initiative und Dynamik und sind auch bereit, dafür statische Schwächen in Kauf zu nehmen. Eine ihrer Stärken besteht zumeist in der konkreten Variantenberechnung, die auf intuitiver Abschätzung basiert.
Ihre Schwächen: Sie machen manchmal verpflichtende Bauernzüge, die zwar im Moment gut aussehen, langfristig jedoch weit mehr schaden als nutzen. Sie neigen dazu, die eigenen Angriffsmöglichkeiten zu überschätzen und die Angriffsmöglichkeiten ihres Gegners zu unterschätzen. Sie sind in der Verteidigung schlechter als im Angriff und haben dabei in der Regel auch immer die Möglichkeit im Blick, die Partie doch noch zu gewinnen. Beim selteneren Typ des "Hyperaktivspielers" – zu denen Tal und Nezhmetdinov zählen – sind diese Eigenschaften noch stärker ausgeprägt.
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1.c4 Nf6 2.Nf3 g6 3.g3 Bg7 4.Bg2 0-0 5.d4 d6 6.Nc3 Nbd7 7.0-0 e5 8.e4 c6 9.h3 Qb6 10.d5 cxd5 11.cxd5 Nc5 12.Ne1 Bd7 13.Nd3 Nxd3 14.Qxd3 Rfc8 15.Rb1 Nh5 16.Be3 Qb4 17.Qe2 17...Rc4?! 17...Qc4 17...b5!? 18.Rfc1 Rac8?! 19.Kh2?! 19.a3! Qb3 19...Qa5?! 20.Bf1+- 20.Bxa7 Bh6 20...b6?! 21.Qc2+- 21.Be3± 19.Bf1!?± 19...f5 20.exf5 Bxf5 21.Ra1 21...Nf4!? 21...Nf6 22.a3 Qb3 23.g4 Bd7 24.Bxa7 24.Qc2 22.gxf4 exf4 23.Bd2? 23.a3 Qb3 24.Bxa7 Be5 25.f3 25.Bf3? Ra8 25...b6? 26.Qd1 Qxb2 27.Ra2 27...Rxc3 28.Rxb2 Rxc1 29.Qe2 R8c3 30.Rxb6 Bd3 31.Rb8+ Kg7 32.Rb7+ Kf8 33.Qd2 Be4= 25...b6 26.a4‼ 26.Qd1? Qxb2 27.Ra2 Rxc3 28.Rxb2 Rxc1 29.Qd2 Bxb2 30.Qxb2 Rb1 31.Qf6 Rc2= 26...Qb4 26...Rb4 27.Nd1 Rxc1 28.Rxc1 Qxa4 29.Rc7± 26...Bxc3? 27.bxc3 Rxc3 28.Rxc3 Qxc3 29.Re1 Qa5 30.Qe7 Ra8 31.Qb7+- 27.a5 bxa5 28.Bf2± 23...Qxb2? 23...Be5 24.f3 Qxb2 25.Nd1 25...Qxa1! 25...Qd4?! 26.Rxc4 Rxc4 27.Rc1 Rxc1 28.Bxc1 Qxd5 29.Nf2 26.Rxa1 Bxa1 27.Nf2 Rc2 28.Ng4 Bxg4 29.hxg4 Be5 24.Rab1 f3 25.Rxb2? 25.Bxf3 Bxb1 26.Rxb1 Qc2 27.Be4!? 27.Rc1 Qf5 28.Bg4+- 27...Rxe4 27...Be5+ 28.Kg2 Rxe4 29.Nxe4 Qxb1 30.Nxd6 Bxd6 31.Qe6+ Kg7 32.Qd7++- 28.Nxe4 Qxb1 29.Nxd6 Rf8 30.Qe6+ Kh8 31.Nf7+ Rxf7 32.Qxf7+- 25...fxe2 26.Rb3 Rd4 27.Be1 Be5+ 28.Kg1 28...Bf4?! 28...Rxc3‼ 29.Rbxc3 Rd1 30.Rc4 Bb2-+ 29.Nxe2 Rxc1 30.Nxd4 Rxe1+ 31.Bf1 Be4 32.Ne2 Be5 33.f4 Bf6 34.Rxb7 Bxd5 35.Rc7 Bxa2 36.Rxa7 Bc4 37.Ra8+ Kf7 38.Ra7+ Ke6 39.Ra3 d5 40.Kf2 Bh4+ 41.Kg2 Kd6 42.Ng3 Bxg3 43.Bxc4 dxc4 44.Kxg3 Kd5 45.Ra7 c3 46.Rc7 Kd4 0–1 - Start an analysis engine:
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01.01 Botvinnik,M | - | Tal,M | - | 0–1 | 1960 | E69 | World Championship 23th | 6 |
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Dorian Rogozenco, Mihail Marin, Oliver Reeh und Karsten Müller stellen den 8. Schachweltmeister und seine Eröffnungen, sein Verständnis der Schachstrategie, seine Endspielkunst und nicht zuletzt seine unsterblichen Kombinationen in Videolektionen vor.
Die Theoretiker unter den Weltmeistern sind Steinitz, Botvinnik und Kramnik.
Ihre Stärken: Sie kennen sich in ihren Strukturen extrem gut aus. Sie sind mit allen Manövern und Plänen bestens vertraut und können sich bei deren Anwendung auf ihre diesbezüglich geschärfte Intuition verlassen. Sie spielen logisch und systematisch. Viele Vertreter dieses Typs behandeln theoretische Endspiele besonders gut und kennen die gesamte relevante Endspieltheorie auswendig.

Ausgeprägter Theoretiker: Mikhail Botvinnik
Anhand der Botvinnik-Partien zeigen unsere Experten, wie man bestimmte Eröffnungen erfolgreich bestreitet, welche Musterstrategien es in bestimmten Strukturen gibt, wie man auch taktische Lösungen findet und wie man Endspiele nach festen Regeln gewinnt
Ihre Schwächen: Sie halten an ihren Prinzipien fest, auch wenn diese mitunter nicht zur Stellung passen. Gelegentlich mangelt es ihnen ein wenig an dem Gespür für die Grenzen der Anwendbarkeit von diesem oder jenem Prinzip – wie auch an der erforderlichen Flexibilität, um in einer konkreten Stellung bei Bedarf andere Lösungsansätze zu suchen.
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34...Re7? 34...Rxf3‼ 35.exf3 Rxe1+ 36.Nxe1 d3 37.Nxd3 Ne5 38.Qc2 Nxd3 39.Rc7 39.Kf1 Ne5! 39...Ne5 39...Qd6 40.Rxb7 Bxf2+ 41.Kf1 Nc5 40.Kg2 g5! 35.Qc2 Rb5 36.Rc1 Qd8 37.Qd2 Qb6 38.R1c2 Qd8 39.Nf4 Ne5? 39...Re8 40.Nxh5+! gxh5 41.Qg5+ Kh7 42.Qxh5+ Kg7 43.Qg5+ Kh7 44.Qh4+ Kg7 45.Nxe5 Rbxe5 46.Rc8 Qb6 47.Qh8+ Kg6 48.Rg8+ Kf5 49.Qh3+ Ke4 50.Rcc8 Rf5 51.g4 Rf6 52.Rg5 Re5 53.Qg2+ Kf4 54.Qg3+ Kxg5 55.Qxe5+ Kxg4 56.h3+ 1–0 - Start an analysis engine:
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02.01 Orzech,D | 2372 | Asendorf,J | 2356 | 1–0 | 2012 | | 2BLN 2012/13 Werder Bremen - Zehlendor | 4.3 |
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Die Reflektoren unter den Weltmeistern sind: Capablanca, Smyslov, Petrosian, Karpov und Carlsen.
Ihre Stärken: Sie haben ein sehr tiefes Spielverständnis und erkennen relevante Muster auf den ersten Blick. Sie haben ein sehr feines Gespür für die Harmonie und Koordination der Figuren. Sie sind sehr gut, wenn es darum geht, die gegnerischen Figuren einzuschränken und deren Koordination zu stören. Typisch für sie sind aktive Prophylaxe sowie Dominanz- und Restriktions-Strategien. Strategische Endspiele behandeln sie sehr gut, denn dort kommen ihre Stärken voll zur Geltung, weil das dynamische Potenzial der Damen hier nicht mehr "stört" und entsprechend weniger "Chaos" aufkommen kann.

Der zur Zeit erfolgreichste Reflektor: Magnus Carlsen | Foto: Lennart Ootes
Sehen Sie, welche Eröffnungen Carlsen wählt, um seinen Gegner im Mittelspiel strategisch zu überspielen oder ein vorteilhaftes Endspiel zu erhalten.
Ihre Schwächen: Sie haben manchmal Schwächen bei der Berechnung konkreter Varianten, was der Gegner ausnutzen könnte, indem er konkrete dynamische Stellungen anstrebt, in denen jeder einzelne Zug von entscheidender Bedeutung sein kann und umfangreiche und konkrete Berechnung erfordert.
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1.e4 c5 2.Nf3 e6 3.d4 cxd4 4.Nxd4 Nf6 5.Nc3 d6 6.Be2 Be7 7.0-0 0-0 8.f4 Nc6 9.Be3 Bd7 10.Nb3 a5 11.a4 Nb4 12.Bf3 Bc6 13.Nd4 g6 14.Rf2 e5 15.Nxc6 bxc6 16.fxe5 dxe5 17.Qf1!? Qc8 18.h3 Nd7 19.Bg4!? 19.Qc4? Qa6 20.Qxa6 Nxa6 21.Rd2 21.b3 Bc5= 21...Bc5= 19...h5 20.Bxd7 Qxd7 21.Qc4 21...Bh4? 21...Qe6 22.Qxe6 fxe6 23.Re2 22.Rd2 Qe7 23.Rf1 23.Bc5! Qg5 24.Rad1 Rfd8 25.Rxd8+ Rxd8 26.Rf1 Rd7 27.Bxb4 axb4 28.Qxc6 Qe3+ 29.Kh2 Ra7 30.Nd5+- 23...Rfd8 24.Nb1‼ Qb7 25.Kh2 Kg7 26.c3 Na6 26...Rxd2 27.Nxd2 Nc2 28.Bc5 Bg5 29.Nf3 Ne3 30.Bxe3 Bxe3 31.Nxe5 Rf8 32.Qxc6+- 27.Re2 Rf8 27...Rd7 28.g3 Bd8 29.Ref2 f6 29...c5 30.Nd2 Nb8 31.Nf3 Bf6 32.Kg2 Ra6 33.g4+- 30.Nd2 Nc7 31.Nf3 Qa6 32.Qa2 Re7 33.Bc5 Re8 34.Ng5+- 28.Nd2 Bd8 29.Nf3 f6 30.Rd2 30.Ng5 30...Be7 31.Qe6 Rad8 32.Rxd8 Bxd8 32...Rxd8 33.Nxe5 Qc7 34.Qf7+ Kh8 35.Qxg6 Qxe5+ 36.Bf4 Qe6 37.Qxh5+ Kg8 38.Rf3 Bf8 39.Rg3+ Bg7 40.Bh6 Rd7 41.Qg6 Qf7 42.Qf5+- 33.Rd1! Nb8 34.Bc5 Rh8 35.Rxd8! Rxd8 36.Be7 Re8 37.Qxf6+ Kh6 38.Nh4 Rg8 39.Nf5+ Kh7 40.Qf7+ Kh8 41.Bf6++- 1–0 - Start an analysis engine:
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03.01 Karpov,A | - | Spassky,B | - | 1–0 | 1974 | B83 | Leningrad (m/9) | |
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Anatoly Karpov | Foto: V. Savostianov, Novosti Press (via D. Griffin)
Auf dieser DVD geht ein Expertenteam Karpovs Spiel auf den Grund. In über 7 Stunden Videospielzeit (jeweils komplett deutsch und englisch) beleuchten die Autoren vier wesentliche Aspekte von Karpovs Spielkunst.
Die Pragmatiker unter den Weltmeistern sind Fischer, Euwe und Lasker.
Ihre Stärken: Pragmatiker zeichnen sich durch einen sehr konkreten Ansatz aus. Sie können häufig sehr genau und weit rechnen und machen selten grobe Fehler. Sie beziehen viele praktisch relevante Faktoren in ihre Entscheidungsfindung mit ein und sind häufig gut darin, ihre Gegner vor unangenehme praktische Entscheidungen zu stellen. Und sie sind dank ihrer genauen Variantenberechnung oft sehr zähe Verteidiger.
Ihre Schwächen: Der konkrete Ansatz kann sich unter Umständen als Schwäche herausstellen. In technisch positionellen Stellungen, in denen es nichts Konkretes zu berechnen gibt, geraten Pragmatiker gelegentlich ins "Schwimmen". Generell haben sie manchmal Schwierigkeiten, langfristige Pläne zu erkennen. Manchmal sind Pragmatiker (ähnlich wie Theoretiker) etwas zu materialistisch. Insgesamt sind sie jedoch relativ ausgewogen und haben kaum nennenswerte Schwächen.
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24...Rbe4! 24...Rb6 25.Bd4 Qxd5 25...Rb4 26.Bc3= Rbe4! 26.Qxd5 Nxd5 27.Bxb6 Nxb6 28.Bg2= 24...Ra4? 25.Bb5!± 25.Bb5 25.Bd3? Qxd5! 26.Qxd5 26.Bxe4 Qxd1+-+ 26...Nxd5 27.Bxe4 Nxc3-+ 25...Qc5! 25...R8e7?! 26.Bd3! 25...Rd8?? 26.Bxf6 Qxf6 27.Qxe4+- 26.Bxf6? 26.Bxe8 Qxc3 27.Bb5 g6! 27...Re5? 28.Qb1! Rxd5 29.Rxd5 Nxd5 30.Qe4! 28.Qg5 Re1+! 29.Rxe1 Qxe1+ 30.Kg2 30.Bf1 Ne4! 31.Qe3 Qxe3 32.fxe3 Nxg3 30...Qe4+ 31.Kg1 Nxd5 26...Re1+! 26...Qxb5?? 27.Qg5! Re1+ 28.Kh2! g6 29.Qh6 26...gxf6? 27.Bxe8+- 27.Kh2 27.Kg2 Qxb5! 28.Qg5 Qf1+ 29.Kf3 Qe2+ 30.Kg2 Qe4+-+ 27.Rxe1 Rxe1+ 28.Kh2 gxf6-+ 27...Rxd1 28.Bxe8 Rxd5! 28...gxf6 29.Qg4+ Kf8 30.Qxd1 Qxf2+ 31.Kh1 Kxe8 29.Be5 29.Bxf7+ Kxf7 30.Be5+ Ke7 31.Qg5+ Ke6-+ 29...Rxe5 29...f6! 30.Qxf7+ Kh8 31.Bd7 Qe7 32.Qf4 Qf6 33.Qd2 b5 34.Bg4 h5 35.Bd1 h4 36.Bg4 Re8 37.gxh4 Qxh4 38.Kg2 Qe7 39.Bf3 Rd8 40.Qf4 Qf6 41.Qg4 g6 42.Qe4 Qg5+ 43.Kf1 a5 44.h4 Qf5 45.Qc6 Rf8 46.Qc3+ Kh7 0–1
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04.07 Ponomariov,R | 2751 | Caruana,F | 2779 | 0–1 | 2013 | B40 | Kings Tournament 7th | 8 |
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Die Unterteilung in Spielertypen beruht auf dem unterschiedlichen Stil dieser Spieler. Wie würdest du Spielstil im Schach definieren?
Das ist natürlich ein weites Feld. Wir folgen einem Modell des dänischen Großmeisters Lars Bo Hansen, das ich für besonders gut geeignet halte. Ich habe diesen Ansatz schon in vielen Seminaren vorgestellt und war stets erstaunt, wie gut er funktioniert. Man hat natürlich von allen vier Elementen etwas, aber beim eigenen Stil gibt es doch oft ein dominantes Element.
Wenn ich in schlechten Stellungen immer aktiv werden will, weil ich zu ungeduldig bin, um gedrückte Stellungen lange zu verteidigen, habe ich dann einen aktiven Spielstil oder ist das einfach nur eine Schwäche, die eventuell verschwindet, wenn ich daran arbeite?
Das ist eine typische Schwäche von Aktivspielern, und wie man bei einigen Aktivspielern sehen kann, verschwindet sie nicht von selbst. Man sollte daran arbeiten. Generell haben Aktivspieler und bestimmte Theoretiker die ausgeprägtesten Schwächen. Wenn ich mir anschaue, wie ich in der Jugend gespielt habe, sehe ich dieses Phänomen einmal mehr bestätigt.
Spielstil hin oder her – wenn man ein fünfzügiges Matt sieht, setzt man Matt, und wenn ein Spieler mit 2200 Elo die Philidor-Stellung souverän beherrscht, dann behandelt er diese Phase des Turmendspiels genauso gut wie Carlsen oder Capablanca. Wo und wann kommen Stil und Spielertyp zur Geltung?
Im Grenzbereich. Wenn es nur einen spielbaren Zug gibt, dann muss man den spielen. Das ist keine Stilfrage. Aber oft hat man die Wahl zwischen mehreren spielbaren Zügen, und dann können Überlegungen zum Spielertyp hilfreich sein. Für mich macht genau das einen nicht geringen Teil der Faszination des Schachs aus. Wenn es immer nur genau einen Zug gäbe, und man den durch einen Algorithmus ausrechnen könnte, dann wäre Schach für die Menschen weit weniger faszinierend. Es gibt Spiele, die so funktionieren, aber sie sind eben bei weitem nicht so populär wie Schach.
Wie ausgeprägt sind die stilistischen Unterschiede zwischen den einzelnen Spielern? Wenn du z.B. fünf Partien eines Weltmeisters, die du noch nicht kennst, sehen würdest, glaubst du, du könntest sagen, welcher der 16 Weltmeister sie gespielt hat?
Nein, das könnte ich nicht. Denn so ausgeprägt sind die stilistischen Unterschiede nun auch wieder nicht, und gerade die Weltmeister waren natürlich alle ziemlich universell. Von wenigen Ausnahmen, wie z.B. dem jungen Mihail Tal, der ja der einzige Hyperaktivspieler auf dem WM Thron war, einmal abgesehen.

Ausgeprägter Aktivspieler: Mihail Tal
Wie seid ihr bei der Zuordnung der einzelnen Spieler zu den jeweiligen Spielertypen vorgegangen? Habt ihr euch alle Partien des jeweiligen Spielers angeschaut oder eine Auswahl der Partien getroffen?
Wir haben eine Auswahl getroffen und auch andere Quellen befragt.
Wie jemand spielt ändert sich oft im Laufe einer Schachkarriere. Steinitz begann als Angriffsspieler, aber entdeckte dann seinen Glauben an die Verteidigung schlechter Stellungen, Kasparov hat nach seinen Wettkämpfen gegen Karpov umsichtiger und vielschichtiger gespielt und Kortschnoi hat in seiner Autobiographie beschrieben, wie er seinen Spielstil im Laufe seiner Karriere bewusst umgestellt hat. Wie seid ihr mit solchen Phänomenen bei der Zuordnung des Spielertypus umgegangen?
Darauf sind wir im Buch nicht vertieft eingegangen, aber das ist in der Tat ein spannendes Thema, bei dem es noch Potenzial gibt. Überhaupt ergeben sich aus dem Modell extrem viele Ansatzpunkte, denen wir natürlich nicht allen nachgehen konnten. Diesbezüglich verweisen wir nur darauf, dass sehr viele Aktivspieler im Laufe der Zeit pragmatischer werden.
Ihr zählt Bobby Fischer zu den Pragmatikern, obwohl er doch in vielen Punkten auf den ersten Blick alles andere als pragmatisch war. Zum Beispiel glaubte er in der Eröffnung an seine Varianten und spielte bis zu seinem Wettkampf gegen Spassky fast immer die gleichen Eröffnungen, egal, wie gut der Gegner vorbereitet war oder welche Stärken oder Schwächen der Gegner hatte. Und wie bei Fischer kann man viele Spieler vielleicht mehr als nur einem Typus zuordnen. Was gab bei eurer Einteilung der einzelnen Spieler den Ausschlag?
Fischer liefert sehr viele instruktive Beispiele für Pragmatikerqualitäten. Er hat z.B. eine sehr gute Zeiteinteilung (eine typische Pragmatikerqualität) und auch seine Spielauffassung, die sich in Zitaten wie "1.e4: best by test" oder "to get squares you got to give squares" zeigt, ist pragmatisch.

Bobby Fischer
Kein anderer Weltmeister erreichte auch über die Schachwelt hinaus eine derartige Bekanntheit wie Bobby Fischer. Auf dieser DVD führt Ihnen ein Expertenteam die Facetten der Schachlegende vor und zeigt Ihnen u.a die Gewinntechniken des 11.Weltmeisters
In Bezug auf die Eröffnungen hat sich das Ganze im Laufe der Zeit verschoben. Früher war es auch durchaus pragmatisch, sich in den eigenen Systemen tief auszukennen und die immer zu spielen. Diesen Wissensvorsprung konnten die Gegner früher nicht ohne Weiteres aufholen. Heute geht das mit dem Computer sehr viel schneller, wie man beim Pragmatiker Maxime Vachier-Lagrave und seinen Abenteuern in der Najdorf-Variante sehen kann. "MVL" glaubt an die Najdorf-Variante und spielt sie unerschütterlich, aber beim Kandidatenturnier wurde er vom Pragmatiker Caruana, der punktgenau vorbereitet war, mit einer bemerkenswerten Neuerung in einer wichtigen Partie auf dem falschen Fuß erwischt. Hier sollten die Pragmatiker von heute vielleicht universeller werden.
Für den sowjetischen Erfolgstrainer Mark Dvoretsky war der universelle Spieler das Ideal, ein Spieler, der in Eröffnung, Mittelspiel und Endspiel, in Angriff und Verteidigung, bei Strategie, Taktik und Variantenberechnung gleichermaßen versiert und gut ist. Entsprechend zielen seine Trainingskonzepte darauf ab, Schwächen in der eigenen Spielweise zu beseitigen. Aber ist ein universeller Spieler stillos?
Im Optimalfall wohl schon. Aber man kann nicht einfach entscheiden, ein universeller Spieler zu werden. Es gibt wohl Dinge und Eigenschaften, die man nicht ändern kann. Man hat sie oder man hat sie nicht.
Wenn man so will, zeigt Matthew Sadlers und Natasha Regans Meisterwerk Zeitenwende im Schach (New in Chess 2019), in dem sie das Spiel von AlphaZero untersuchen, dass AlphaZero universell und fast stillos spielt, weil das Programm quasi "alles" beherrscht.
Dennoch beeindrucken mich die Reflektorqualitäten des Programms ganz besonders, und ich meine, dass sie wesentlich dazu beigetragen haben, dass sich AlphaZero gegen Stockfish – ein Programm, das vom Spieltyp Pragmatiker ist – durchsetzen konnte. Deswegen haben wir im Buch AlphaZero auch den Reflektoren zugeordnet.
Hat jeder Spieler einen eigenen Stil? Und wie entwickelt sich der bei den einzelnen Spielern im Laufe der Karriere?
Ich würde sagen, ja, jeder, der gut genug ist, um zwischen einer Reihe von gleichwertigen Zügen wählen zu können, hat einen eigenen Stil. Allerdings lässt sich der individuelle Stil eines Spielers nicht immer exakt einem der vier von uns vorgestellten Spielstile zuordnen. Und natürlich entwickelt sich der Stil. Das kann man bei mir gut sehen. Ich war in meiner Jugend ein etwas eindimensionaler Aktivspieler und bin dann im Laufe der Zeit pragmatischer und universeller geworden. Aber ich bin immer noch Aktivspieler.
Kann man sich aussuchen, was für ein Spielertyp man ist und gerne wäre oder ist der Spielertyp eine Frage der Veranlagung oder der schachlichen Prägung und Erziehung?
Man kann es beeinflussen, aber man kann es sich nicht aussuchen. Allerdings kann man gewisse Qualitäten, über die Aktivspieler und Pragmatiker verfügen, besser lernen und trainieren als Reflektorqualitäten. Ein Gefühl für die Figuren, wie Karpow oder Carlsen es haben, bekommt man nicht allein durch Training.
Wie finde ich heraus, was für ein Spielertyp ich bin – und wie kann ich dieses Wissen dann nutzen, um besser zu spielen oder zumindest besser zu punkten?
Hier hilft ein genaues Studium der eigenen Partien im Lichte des Modells. Dann kann man an den eigenen Schwächen arbeiten und versuchen, universeller zu werden und Stärken anderer Spielertypen in das eigene Spiel zu integrieren. Zugleich kann man in seinen Partien versuchen, die Schwächen des jeweiligen Gegners gezielt auszunutzen.
Vielen Dank für das Interview.

Karsten Müller / Luis Engel: "Spielertypen: Ihre Stärken und Schwächen", Joachim Beyer Verlag 2020, 244 Seiten, 27,80€. Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Schach Niggemann zur Verfügung gestellt.
Siehe auch
Stilübungen 1 - Steinitz, Lasker, Capablanca, Aljechin
Stilübungen 1 - Lösungen
Stilübungen 2 - Euwe, Botvinnik, Smyslov, Tal
Stilübungen 2 - Lösungen
Stilübungen 3 - Petrosian, Spassky, Fischer, Karpov
Stilübungen 3 - Lösungen
Stilübungen 4 - Kasparov, Kramnik, Anand, Carlsen
Stilübungen 4 - Lösungen