01.10.2022 – Wesley So, Levon Aronian, Leinier Dominguez und Sam Shankland haben alle etwas gemeinsam. Sie spielen für die USA, und sind alle Waagen. Auch wenn viele Waage-Großmeister hervorragendes Schach spielen, konnte keine einen Weltmeistertitel erringen, bis auf Ruslan Ponomariov, welcher den FIDE Titel 2002 errang. Selbst Legenden wie Ossip Bernstein, Viacheslav Ragozin und der in New York geborene Reuben Fine waren dran, aber nicht dicht genug. Vielleicht liegt es daran, dass Waagen zu viel Leichtigkeit ins Spiel bringen? | Foto: Pixabay
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Wesley So hat bei ChessBase 2 Eröffnungs-DVD veröffentlicht: 1.b3, der so genannte Nimzowitsch-Larsen-Angriff, aus weißer Sicht und seine Geheimnisse im modernen Italienisch (mit c3 und d3) aus schwarzer Sicht.
In diesem Kurs lernen wir, wie wir passiv Figuren in jeder Situation erkennen und wie wir Sie verbessern können, indem wir sie in aktive Felder bringen.
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Die Waage und ihre Strategie
Kriegsplanet Mars ist der Herrscher des Widders, und Widder liegt im Zodiak der Waage genau gegenüber. Astrologisch ausgedrückt befindet sich Mars in der Waage im Exil, also alles andere als Zuhause. Eine Waage ist auf den ersten Blick und typischerweise ganz und gar kein Krieger.
Ein richtiger Waage-Mensch ist zu kultiviert, zu harmoniebedürftig, um Kriegsgetöse, Blut, Schweiß & Tränen und das ganze dazugehörige Chaos schätzen zu können. (Im Gegensatz zu echten Widdern oder Skorpionen, die sich schon mal an der düsteren Schönheit der Gewalt berauschen.)
Großmeister Reuben Fine zeigt Schauspielerin Jane Nigh ein paar interessante Züge.| Foto: LIFE Magazine
Ist Waage deshalb ein hilfloses Etwas, leicht zu überrumpeln?
Keineswegs. In der Waage wurde die Diplomatie erfunden, die Eleganz intelligenter Selbstverteidigung, schwer zu durchschauende Winkelzüge. Ein Waage-Schachspieler ist in der Lage, um acht Ecken vorauszudenken, mittendrin einen täuschenden Haken zu schlagen, einige charmante Späßchen zu erzählen, ohne sein Ziel aus dem Auge zu verlieren und den Gegner dabei auch noch durch seine heitere Gelassenheit und sein attraktives Lächeln zu verwirren, bevor er mit sanfter Stimme äußert: „Ach, übrigens – matt!“
Den jungen Mann sollten sie sich merken. Vom Belgier Daniel Dardha wird erhofft bald zur Weltelite vorzurücken. | Foto: Facebook Daniel Dardha
Ein gigantischer Sieg von Dardha, gegen Veselin Topalov
Der armenische Großmeister der Weltspitze, Levon Aronian * 6. Oktober, (früher spielte er für die Sowjetunion, seit vergangenem Jahr für den US-amerikanischen Schachverband), ehemaliger Weltmeister im Schnellschach und im Blitzschach, sagt von sich selbst in liebenswürdiger Übertreibung, er sei ein ‚billiger Taktiker‘, bemüht, zunächst schräge, unklare Positionen zu schaffen. Kann durchaus sein, dass er seine Gegner durcheinanderbringt, indem er ganz bewusst seine Absichten geschickt vernebelt. Dass er selbst die Angelegenheit jedoch mühelos im Auge behalten kann, zeigt sich im Endspiel, das er hervorragend beherrscht. Er erklärt das mit seiner Kaukasus-Abstammung und behauptet, emotional, ‚mit dem Herzen‘ zu spielen, nicht der Logik unterworfen. Ein emotionaler Waage-Schachspieler? Da würde dann die Herkunft gegen die Astrologie stehen …
Levon Aronian ist seit Jahrzehnten in der Weltspitze vertreten und war für einige Zeit auf dem zweiten Platz der Weltrangliste hinter Magnus Carlsen| Photo: Grand Chess Tour, Lennart Ootes
Wenn man die Statistiken anschaut, fällt eins auf: Überdurchschnittlich viele in der Waage geborene Schachspieler sind, obwohl brillante Spieler, selten absolute Spitze in der Rangliste.
Sind sie ‚nicht so gut‘? Das kann nicht stimmen, ganz im Gegenteil. Wie wir oben gesehen haben, fällt ihnen vielmehr das geniale Getänzel auf dem Brett besonders leicht, unterstützt von einem fabelhaften Gedächtnis für geplante Züge.
Auch Jon Speelman war mal auf dem vierten Platz der Weltrangliste, und zeigt uns seit vielen Jahren interessante Schachposition in seinen Artikeln für ChessBase - Speelman Agony. | Photo: David Llada
Ob es sich um den britischen Mathematiker Jonathan Speelman, * 2. Oktober, handelt, (dreimal englischer Meister), um Wesley So, * 9. Oktober auf den Philippinen, eins der Schach-Wunderkinder, (seit acht Jahren auch für Amerika auf dem Brett unterwegs), oder um die elfengesichtige Kanadierin Svitlana Demchenko, * 4. Oktober in der Ukraine, Woman International Master - an ihrem Spiel frappiert die Leichtigkeit und Eleganz, ein gelassener Abstand. Kaum jemals wirkt ein zwischen dem 23. September und dem 22. Oktober geborener Mensch so, als ginge er verbissen ans Werk.
Svitlana Demchenko ist seit mehr als einem Jahr mit ihrer wöchentlichen Schachshow "Svitlana's Smart Moves" unterwegs, und durch Ihre Art zu lehren, sehr beliebt.
Es hat damit zu tun, dass normalerweise in einer Sonnenzeichen-Waage der Ehrgeiz nicht gerade wie verrückt wabert. Klar, sie gewinnen auch gern – aber es hängt halt nicht ihr gesamtes Lebensglück davon ab. Von der Ruhmsucht gepeitschte Naturen wie echte Steinböcke, richtige Stiere oder hundertprozentige Widder werden nur schwer verstehen, dass eine typische Waage auch mal auf einen Sieg verzichten kann, falls sie gerade meint, etwas anderes ist wichtiger. Oder weil sie vielleicht sogar in aller Ruhe findet (bitte, ganz undenkbar!) der Gegner habe es jetzt eigentlich irgendwie mehr verdient, zu siegen, weshalb sie, vielleicht unbewusst, ein wenig nachlässt.
Wir dürfen einen weiteren Superstar nicht vergessen - Maxime Vachier-Lagrave. Auch MVL wurde seit längerer Zeit als ernst zu nehmender Weltmeisterkandidat gehandelt. | Foto: Lennart Ootes
Den Slogan: "Nicht Siegen, Dabei sein ist wichtig!" für die Wiedererweckung der Olympischen Spiele 1894 soll sich angeblich deren Initiator, Pierre de Coubertin, ausgedacht haben. Der ist jedoch am 1. Januar geboren worden – ein Steinbock. Ein Steinbock, der nicht ganz oben auf dem Treppchen stehen will? Das konnte ich einfach nicht glauben.
Nach einigen Bohren im Internet fand ich heraus: Coubertin hat nie behauptet, den Satz erfunden zu haben. Er erklärte vielmehr, den habe er von einem Ethelbert Talbot übernommen.
Dieser Talbot, ein Bischof der Episkopalkirche, hat damals geäußert: "Das Wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht so sehr das Gewinnen, sondern das Mitmachen, denn das Wesentliche im Leben ist nicht das Erobern, sondern das gute Kämpfen." Und Bischof Ethelbert hatte natürlich am 9. Oktober Geburtstag!
Ponomariov ist der einzige Waage-Spieler, der sich den FIDE Weltmeister Titel schnappen konnte. Hier sind alle seine Spiele zu sehen, die zum Finale gegen Vasyl Ivanchuck führten.
Dagmar SeifertDagmar Seifert ist eine norddeutsche Journalistin, Autorin und Astrologin. Sie liebt Schach, ist jedoch
keineswegs eine übertrieben gute Spielerin. Immerhin war sie diejenige, die es ChessBase-Mitarbeiter Arne Kähler beigebracht hat – als er sechs Jahre alt war …
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