FIDE World Cup Runde 3-2: Carlsen ist raus!

von Klaus Besenthal
10.09.2017 – Beim FIDE World Cup 2017 in der georgischen Metropole Tiflis gab es heute eine ganze Reihe von Entscheidungen. Aus dem Turnier ausgeschieden ist Weltmeister Magnus Carlsen, der nach seiner gestrigen Niederlage in der ersten Partie, nur ein Remis gegen den Chinesen Bu Xiangzhi zustande brachte. Mit Vladimir Kramnik und Hikaru Nakamura müssen weitere Topstars das Turnier verlassen. Insgesamt sind acht Spieler bereits für vierte Runde qualifiziert, acht sind ausgeschieden und sechzehn müssen morgen in den Tiebreak. Für einen kleinen Skandal sorgte die Affäre um die kurze Hose des Kanadiers Anton Kovalyov.

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Überblick nach Runde 3, 2. Partie:

Qualifiziert für Runde 4:

Bu Xiangzhi

Wesley So

Vassily Ivanchuk

Wang Hao

Vladimir Fedoseev

Maxim Rodshtein (kampflos)

Daniil Dubov

Peter Svidler

Tiebreak (morgen, 13 Uhr MESZ):

Evgeniy Najer - Fabiano Caruana

Maxim Matlakov - Levon Aronian

Maxime Vachier-Lagrave - Aleksandr Lenderman

David Navara - Alexander Grischuk

Santosh Gujrathi Vidit - Ding Liren

Sethuraman S.P. - Anish Giri

Richard Rapport - Li Chao

Baadur Jobava - Ian Nepomniachtchi

Ausgeschieden:

Magnus Carlsen

Francisco Vallejo Pons

Vladimir Kramnik

Yuriy Kuzubov

Hikaru Nakamura

Anton Kovalyov (kampflos)

Vladislav Artemiev

Alexander Onischuk

Die Begegnungen der dritten Runde:

Bu Xiangzhi - Carlsen 1,5:0,5

Carlsen konnte den Chinesen Bu heute nicht mehr ernsthaft in Gefahr bringen, wie ein Blick auf die Partie zeigt. Das Ergebnis: Der Weltmeister muss nach Hause fahren, während Bu Xiangzhi sich über den Einzug in die vierte Runde freuen darf.

 

Magnus Carlsen: Betrachtet man nur das abschließende Ergebnis, so hätte er sich die Reise nach Tiflis sparen können.

Vallejo Pons - So 0,5:1,5

Der Spanier hatte gestern eine schwere Niederlage gegen den Amerikaner erlitten. Heute wählte er mit Schwarz die Sizilianische Verteidigung und stand zwischendurch vielleicht auch etwas besser, aber das war viel zu wenig, um Wesley So noch einmal gefährden zu können. 

Wesley So erreichte sicher die nächste Runde

Najer - Caruana 1:1

Zwei Unentschieden bei noch jeweils fast vollem Brett (gestern 18 Züge, heute 22) zeigen, dass der eine oder andere Spieler durchaus gewillt ist, sein Heil eher im Tiebreak zu suchen - auch wenn Caruana vielleicht einer ist, von dem man das nicht erwartet hätte.

Kramnik - Ivanchuk 0,5:1,5

Kramnik wollte gewinnen, doch seine Angriffsversuche kosteten ihn einen Bauern, aus dem später zwei wurden. Ivanchuk brachte seinen Materialvorteil schließlich im Springerendspiel nach Hause. 

Matlakov - Aronian 1:1

Gelungenes Comeback für Maxim Matlakov: Nach der Niederlage gestern folgte heute mit Weiß ein hübscher Angriffssieg gegen Levon Aronian; beide Spieler müssen nun in den Tiebreak.

 

Kuzubov - Wang Hao 0,5:1,5

Kuzubov gab eine Figur für drei Bauern, aber das war falsch, denn es gelang dem Ukrainer danach nicht, den Laden zusammenzuhalten. Die Mehrfigur sicherte Wang nach langem Kampf den Sieg.

Fedoseev - Nakamura 1,5:0,5

Nach nur neun Zügen spielte Vladimir Fedoseev mit Turm und zwei Bauern gegen zwei Leichtfiguren auf Seiten Nakamuras. Die althergebrachte Faustformel sieht das Gleichgewicht ja eher gewahrt, wenn die Seite mit dem Turm lediglich über einen Mehrbauern verfügt; folglich schob Fedoseev die ganze Partie über einen gewissen Vorteil vor sich her. Nakamura hatte als Verteidiger das schwerere Leben, und so schied der Amerikaner am Ende aus dem Turnier aus.

Vachier-Lagrave - Lenderman 1:1

Für Maxime Vachier-Lagrave reichte der geringe Vorteil, über den er zeitweilig verfügt hatte, heute nicht annähernd zum Sieg. Beide Spieler müssen in den Tiebreak gehen.

Navara - Grischuk 1:1

Partieverlauf heute: Keine Seite konnten einen Vorteil erzielen; am Ende gab es ein Remis durch Dauerschach. Auch diese beiden Spieler müssen morgen zum Tiebreak antreten.

Kovalyov - Rodshtein 0:2 (kampflos)

Der "Shorts Incident" hat die Schachwelt seit gestern sicherlich einige Stunden lang in Atem gehalten. Der für Kanada startende Anton Kovalyov war in einer Art "Bermuda-Shorts" zu seiner Partie gegen Maxim Rodshtein erschienen und wurde daraufhin vom Chef-Schiedsrichter Tomasz Deluga gebeten, auf sein Zimmer zu gehen und sich eine andere Hose anzuziehen. Shorts entsprächen nicht dem vertraglich vereinbarten Dresscode, so die Begründung des Schiedsrichters. Die Sache schaukelte sich binnen weniger Minuten hoch und Kovalyov - reiste ab! Sicherlich sollte sich jeder Teilnehmer vor Turnierbeginn mit dem Kleingedruckten beschäftigen, doch unter dem Strich ist diese Affäre nicht gerade ein Ruhmesblatt für die Organisatoren, zumal Kovalyov seine kurze Hose wohl schon an den Tagen zuvor getragen hatte.

Anton Kovalyov: Diese Hose wurde gestern zum Stein des Anstoßes (Foto: Amruta Mokal). Eines hat der Kanadier danach immerhin bewiesen: Aufstehen, den Rücken kehren und Gehen ist eine Option - wenn man keine andere Möglichkeit für sich mehr sieht.

Das Ende vom Lied: Kovalyov war nicht in der Karenzzeit zur Partie erschienen - der Schiedsrichter stellte die Uhr ab. (Foto: Amruta Mokal)

Vidit - Ding Liren 1:1

Auch hier war der Gang in den Tiebreak am Ende unausweichlich, bestand doch die heutige Partie zwischen den beiden Großmeistern überwiegend aus Figurentausch.

Dubov - Artemiev 1,5:0,5

Nächster Streich des Karjakin-Bezwingers Daniil Dubov: Der junge Russe machte heute dem in der Mitte hängengebliebenen König von Vladislav Artemiev den Garaus - das Material spielte dabei zeitweilig kaum eine Rolle.

Sethuraman - Giri 1:1

Hatte der Inder Sethuraman nach dem 48. Zug von Giri Gewinnstellung erlangt? Die Computer sehen das so, doch es war eine Stellung, an der sich wohl jeder andere Großmeister auch die Zähne hätte ausbeißen können:

 

Rapport - Li Chao 1:1

Auch heute endete die Partie zwischen den beiden Spielern remis. Bei noch vollem Brett wollte nach 21 Zügen wohl keiner von beiden weiterspielen, auch wenn die beiderseits ziemlich kaputte Bauernstruktur vor dem König noch Spannung verhieß.

Jobava - Nepomniachtchi 1:1

Auch hier gab es ein Remis bei vollem Brett - bei einigem Vorteil für Nepomniachtchi. Morgen folgt der Tiebreak.

Svidler - Onischuk 1,5:0,5

Peter Svidler ist mit seinem heutigen Sieg in die vierte Runde vorstoßen. Ein schöner Freibauer brachte ihm schließlich eine Mehrfigur ein, doch es folgte noch viel harte Arbeit im Endspiel, bis der Sieg endlich unter Dach und Fach war. 

Partien von Runde 3 / Tag 2:

 

Fotos: Anastasia Karlovich (soweit nicht anders vermerkt)

Links:


Klaus Besenthal ist ausgebildeter Informatiker und ein begeisterter Hamburger Schachspieler. Die Schachszene verfolgt er schon seit 1972 und nimmt fast ebenso lange regelmäßig selber an Schachturnieren teil.

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