Vor 45 Jahren - Bobby Fischer in Island (12)

von Frederic Friedel
18.09.2017 – In den ersten beiden Partien des Weltmeisterschaftskampfs 1972 in Reykjavik war Titelverteidiger Boris Spassky mit 2-0 in Führung gegangen. Doch dann konterte Fischer und lag nach 12 von 24 Partien deutlich in Führung. Im zweiten Teil des Wettkampfs fing sich Spassky wieder, aber konnte Fischers Vorsprung nicht verringern. Und mit jedem Remis rückte Spasskys Niederlage näher.

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Kein anderer Weltmeister erreichte auch über die Schachwelt hinaus eine derartige Bekanntheit wie Bobby Fischer. Auf dieser DVD führt Ihnen ein Expertenteam die Facetten der Schachlegende vor und zeigt Ihnen u.a die Gewinntechniken des 11.Weltmeisters

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Spasskys spielte einfallsreich, Fischer spielte besser

Nach 18 Partien hatte Bobby Fischer beim Weltmeisterschaftskampf 1972 in Reykjavik weiterhin drei Punkte Vorsprung. Die Luft für Titelverteidiger Spassky wurde immer dünner.

Nachfolgend ein paar Aussagen von Fischers Zeitgenossen über seine Stärken und seinen Stil (aus Garry Kasparov On My Great Predecessors, Part 4):

My Great Predecessors IV

Viktor Korchnoi: Fischers größte Stärke ist seine Vielseitigkeit. In seinem Stil verbinden sind ein Streben nach Initiative und "Respekt für das Material" harmonisch miteinander verbunden. Er kann Material opfern, um anzugreifen, aber er kann auch ein Opfer annehmen und sich auf eine schwierige Verteidigung einlassen. Fischer hat die psychologische Methode der Vorbereitung gemeistert und entscheidet sich vorher für die Kampfmethoden. Aber dennoch gewinnt man den Eindruck, dass er im strategischen Kampf nicht so stark ist und ihn langanhaltendes Manövrieren ermüdet oder langweilt.

Lev Polugayevsky: Wenn Fischer weiß, was er zu tun hat, denn spielt er sehr genau. Aber in Stellungen nicht-konkreter Natur verliert Fischer oft den Faden und spielt planlos. Im Gegensatz zu einer Reihe von Großmeistern ist es für Fischer untypisch, einen einmal gefassten Plan im Verlauf der Partie zu ändern (im Moment fehlt ihm bei der Auswahl eines Plans noch die notwendige Flexibilität). Fischer ist bei der Verfolgung seines Ziels stur, selbst, wenn es falsch ist.

Efim Geller: Sowohl in der Eröffnung als auch im Mittelspiel ist Fischers größte Stärke, dass er einfache Aufgaben schnell und ausgezeichnet löst. Es wirkt, als ob ihm das "im Blut" liegt. Er entwirft keine tiefen Pläne, sondern springt von Stellung zu Stellung. Das ist es, was Fischers Stil ausmacht. Sein Spiel ist klar und durchsichtig. Es ist nicht schwer, Fischers Absichten zu erraten, aber sie zu kontern ist schwerer, denn seine Entscheidungen sind klug und praktisch.

Boris Spassky (nach Ende des Piatigorsky Cups in Santa Monica 1966, ein Turnier, das Spassky mit einem halben Punkt Vorsprung vor dem Amerikaner gewann): Fischer ist ein sehr talentierter Spieler: er hat interessante Ideen und in seinem Stil gleicht er Capablanca. Fischer verfügt über ausgezeichnete eröffnungstheoretische Kenntnisse, aber in Stellungen, die ihm weniger vertraut sind, fühlt er sich weniger sicher. Nach den Runden habe ich den amerikanischen Großmeister oft getroffen. Wir haben ein freundliches Verhältnis aufgebaut. Ich sah, wie Fischer Schach mit ganzem Herzen liebt. Man bekommt sogar den Eindruck, dass er ohne Schach einsam ist...

Brad Darrach, Journalist und Filmkritiker, verbrachte mehr Zeit mit Bobby Fischer als jeder andere Journalist. Während des Wettkampfs in Island war er (wie er in seinem Buch behauptet), "kontinuierlich in Kontakt mit Bobby und seinen Helfern." Darrach schrieb oft für Zeitschriften wie Life, Playboy, Esquire, Harper's und andere. In Bobby Fischer vs. the Rest of the World schrieb er:

Bobby Fischer vs. the Rest of the WorldNach der 18. Partie ließ die nervöse Anspannung der heißen Phase allmählich nach. Er hatte die Bekanntschaft von zwei ... umwerfenden isländischen Freundinnen gemacht. Die Mädchen waren beide 17 Jahre alt. Inga war groß, schlank und blond, mit langen Beinen und einer angenehm mädchenhaften Figur. Anna war etwas kleiner und kräftiger.

Für die Mädchen hatte die Romanze begonnen, als sie das erste Mal ein Bild von Bobby in der Zeitung sahen. "Er sieht so gut aus!" waren sie sich einig. Eines Tages warteten sie etliche Stunden im Regen, bis Bobby zum Spielsaal kam. Aber allzuviel Vertrautheit erlaubte sich Bobby nicht. "Ich muss aufpassen, nicht wahr, bis der Wettkampf vorbei ist!"

Die Schwarz-Weiß-Fotos stellte der Isländische Schachverband mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung: Skáksamband Íslands

Spaziergang zum Sieg?

In Chess Life & Review January 1973, S. 17, schrieb Robert Byrne:

Verdoppelte Anstrengungen von Boris Spassky, den Vorsprung des Herausforderers um einen Punkt zu verkürzen, führten im nächsten Abschnitt des Wettkampfs zu brillantem, hart umkämpftem Schach, wobei Fischer dem Sieg allmählich immer näher kam, nachdem die Partien 18, 19 und 20 alle mit Remis endeten. War Bobby zufrieden damit, sich mit Punkteteilungen zum Titel zu schleichen? Ich glaube nicht—das war nie sein Stil. Ich glaube, die Erklärung für die Remispartien lässt sich in Spasskys Verbesserungen seiner Eröffnungen finden.

In den Partien 18 und 20 kehrte Boris zum Sizilianer zurück, der in Partie 4 so gut für ihn funktioniert hatte.  In Anbetracht der vierten Partie, in der Spassky eine ausgezeichnete Möglichkeit gefunden hatte, Fischers 6.Lc4 zu bekämpfen, sah sich Bobby gezwungen, zu 6.Lg5 zu wechseln und Stellungen zu spielen, mit denen er nicht vertraut war. Die 18. Begegnung war ein großer Kampf, in dem die Chancen von Schwarz nie schlechter waren als die von Weiß und in der 20. Partie machte Fischer keinen Versuch, das schwarze Spiel zu widerlegen, sondern gestattete Schwarz frühen Ausgleich.

Der stärkste Schlag, den Spassky Fischer im Wettkampf versetzen konnte, war die Demolierung von Fischers geliebtem Najdorf-Sizilianer in den Partien 11 und 15. Das zwang Bobby, zur Pirc-Robatsch und zur Aljechin-Verteidigung zu greifen; die erstgenannte hatte er noch nie zuvor gespielt und die zweitgenannte nur sehr selten, als Plan B. In Partie 19 führte die Aljechin-Verteidigung zu einer Fülle faszinierender Opferwendungen, die wundersamerweise am Ende zum Ausgleich führten.

Aber Spasskys ganzer Einfallsreichtum wurde von Fischers überlegenem Spiel zunichte gemachte. Nach 20 Partien stand es 11½–8½ und Boris lag weiter mit drei Punkten zurück.

 

 

In ihrem Buch Bobby Fischer Goes to War beschreiben David Edmonds und John Eidinow die Stimmung, die in dieser Phase des Wettkampfs im sowjetischen Lager herrschte:

Als er in Reykjavik ankam, spürte Spassky den Druck, der durch den Zusammenbruch zweier wichtiger Beziehungen in der Zeit seines Trainings entstanden war. Die eine war die Beziehung zum Vorsitzenden des Zentralen Schachklubs, Viktor Baturinski, die andere betraf den langjährigen Trainer des Weltmeisters, Igor Bondarevskii. Dazu gab es noch Streit mit Mikhail Botvinnik, der zu einem Zerwürfnis führte, das für Botvinnik groß genug war, um sich zu weigern, eine Petition zur Unterstützung der angeschlagenen Zeitschrift Moscow Chess zu unterzeichnen, einfach deshalb, weil auch Spasskys Unterschrift auf der Petition stand.

Die Folgen des Bruchs mit Baturinskii waren besonders ernst. Spassky hielt Abstand zu dem Mann, der die direkte Verantwortung für das Schach und die Schachspieler hatte, der die Verhandlungen mit den Amerikanern und der FIDE über den Austragungsort des Wettkampfs geführt hatte, und der in Island ein sehr erfolgreicher Delegationsleiter hätte sein können.

Der unmittelbare Anlass für diesen Streit wirkt trivial. Spassky wollte sein Auto einem Freund leihen. Um das zu tun, brauchte er ein ordnungsgemäßes offizielles Genehmigungsschreiben. Ende November 1971 setzte Spassky einen entsprechenden Brief auf und bat Baturinskii, dieses Schreiben gegenzuzeichnen und mit dem Stempel des Zentralen Schachklubs zu versehen. Baturinskii weigerte sich. Er sei nicht unterschriftsbefugt, erklärte er Spassky. (Tatsächlich glaubte er, irgendetwas an dem Schreiben sei verdächtig und war der Meinung, Spassky sollte den Brief besser einem Anwalt vorlegen.) Der Weltmeister sah das als persönlichen Affront an und machte deutlich, dass er der Meinung war, Baturinskii wäre nicht mehr vertrauenswürdig. Von da an war Baturinskii von den Vorbereitungen praktisch ausgeschlossen.

Der Streit hat Spassky zweifellos mitgenommen und Energie gekostet. Bondarevskii sagte Ivonin, dass er und Spassky nicht mehr länger zusammenarbeiten könnten und  freundschaftlich beschlossen hätten, die Zusammenarbeit zu beenden. Seit er Weltmeister geworden war, hatte Spassky praktisch aufgehört, auf Bondarevskiis Empfehlungen zu hören. Zudem war Bondarevskii mit Spasskys Arbeitseinstellung unzufrieden. ‘Mit ihm zu arbeiten ist unmöglich, unmöglich. Ich höre auf. Er folgt meinen Anweisungen nicht: er macht alle möglichen anderen Dinge. Mit so wenig Zeit vor dem Wettkampf kann er sich nicht konzentrieren.

Manche glauben, dass Bondarevskii das Team verließ, weil er befürchtete, dass sein Schützling eine Niederlage erleiden würde und Befürchtungen hatte, dass man das Scheitern ihm anlasten könnte.

Hier die Partie 20 mit gekürzten Kommentaren von Robert Byrne. In My Great Predecessors, Part 4 schrieb Garry Kasparov über diese Partie: "Schnell stand ein ruhiges, ungefähr ausgeglichenes Endspiel auf dem Brett. Dann erhielt Spassky gewissen Vorteil, der aber einmal mehr zu nichts führte."

[Event "Reykjavik World Championship (20)"] [Site "Reykjavik"] [Date "1972.08.29"] [Round "20"] [White "Fischer, Robert James"] [Black "Spassky, Boris Vasilievich"] [Result "1/2-1/2"] [ECO "B68"] [WhiteElo "2785"] [BlackElo "2660"] [Annotator "Byrne,Robert"] [PlyCount "108"] [EventDate "1972.07.11"] [EventType "match"] [EventRounds "21"] [EventCountry "ISL"] [SourceTitle "MainBase"] [Source "ChessBase"] [SourceDate "1999.07.01"] 1. e4 c5 2. Nf3 Nc6 3. d4 cxd4 4. Nxd4 Nf6 5. Nc3 d6 6. Bg5 e6 7. Qd2 a6 8. O-O-O Bd7 9. f4 Be7 10. Be2 {Up to White's 10th the opening is identical with that of game 18, in which Bobby continued with the usual 10.Nf3.} O-O $5 { Strangely enough, neither Kavalek nor I had taken this move into consideration in our analysis; nor had Fischer, judging from the further course of the opening. One obvious point in its favor is that White is not conveniently placed to carry out a Kingside attack.} ({The move 10.Be2, tried out by Lubomir Kavalek and me in several games, concentrates on simple development, with the idea that the routine} 10... b5 {can be answered strongly by} 11. Bf3 b4 12. Nce2 {when the Black Queen-side is a bit shaky. A secondary theme is to utilize the King Bishop for attack. in the event that Black castles Queenside.} ) 11. Bf3 $2 {This excessively cautious move allows Spassky to equalize at once.} h6 $1 12. Bh4 ({White cannot play} 12. Bxf6 $6 Bxf6 13. Nxc6 Bxc6 14. Qxd6 {since Black's chances against the weakened King position easily balance White's pawn after} Qa5) 12... Nxe4 $1 {Spassky's routine little desperado combination eliminates the center pawns and exchanges down to an even endgame.} 13. Bxe7 Nxd2 14. Bxd8 Nxf3 15. Nxf3 Rfxd8 16. Rxd6 {There is not the slightest shade of advantage for either side in this position, since the White Knights and Black's Knight and Bishop are exactly balanced, and White cannot sustain his Rook tempo to gain a foothold on the Queen file. This is the kind of position that grandmasters are sometimes criticized for not continuing, but the further boring course of the game only shows how mistaken the criticism is. } Kf8 17. Rhd1 Ke7 18. Na4 Be8 19. Rxd8 Rxd8 20. Nc5 Rb8 21. Rd3 a5 22. Rb3 b5 ({My guess is that Fischer would have taken the draw by repetition, had Spassky now played} 22... b6 {by} 23. Na6 Rb7 24. Nc5 {etc. Because of some vow, strategy, or phychological consideration, he was unwilling to reach a draw by offering it throughout the entire match. By this time, Spassky most have been well aware of that state of affairs, to we must understand his reply to mean that he wants to play on.}) 23. a3 a4 {For the sake of removing Fischer's Rook from its attack on the b-pawn, and to constrict the White Queenside, Spassky is willing to hamper his Bishop slightly by putting his pawns on squares of the same color.} 24. Rc3 Rd8 25. Nd3 f6 26. Rc5 Rb8 27. Rc3 g5 28. g3 Kd6 29. Nc5 g4 30. Ne4+ Ke7 31. Ne1 {Black has managed to create a hole at f3 for the use of his Knight, but all White need do is to keep it under observation by his own Knight.} Rd8 32. Nd3 Rd4 33. Nef2 h5 34. Rc5 Rd5 35. Rc3 Nd4 36. Rc7+ Rd7 37. Rxd7+ Bxd7 38. Ne1 e5 39. fxe5 fxe5 40. Kd2 Bf5 41. Nd1 {[#]The game was adjourned at this point, with Spassky holding a minute advantage in space.} Kd6 ({Even though he can obtain a protected passed pawn by} 41... Nf3+ 42. Nxf3 gxf3 {the game is hopelessly drawn after} 43. Ne3 Be6 44. Ke1 Kd6 45. c3 Kc5 46. Kf2 {for Black can never gain King entry.}) 42. Ne3 Be6 43. Kd3 Bf7 44. Kc3 Kc6 45. Kd3 Kc5 46. Ke4 Kd6 47. Kd3 Bg6+ 48. Kc3 Kc5 49. Nd3+ Kd6 50. Ne1 Kc6 51. Kd2 Kc5 52. Nd3+ Kd6 53. Ne1 Ne6 54. Kc3 Nd4 1/2-1/2

 

Nach 20 Partien führte Fischer weiter mit drei Punkten Vorsprung.


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Vor 45 Jahren – Bobby Fischer in Island (1)
In der letzen Juniwoche 1972 war die Schachwelt im Aufruhr. Der Weltmeisterschaftskampf zwischen Titelverteidiger Boris Spassky und Herausforderer Bobby Fischer sollte am 1. Juli in Reykjavik beginnen. Aber von Fischer war in der isländischen Hauptstadt nichts zu sehen. Die Eröffnungsfeier fand ohne ihn statt und die 1. Partie, die am 2. Juli gespielt werden sollte, wurde verschoben. Doch in den frühen Morgenstunden des 4. Juli traf Fischer schließlich in Reykjavik ein. Frederic Friedel berichtet.

Vor 45 Jahren – Bobby Fischer in Island (2)
Das legendäre "Match des Jahrhunderts" zwischen Boris Spassky und Bobby Fischer wurde in der Laugardalshöllin in Reykjavik gespielt. Dies ist Islands größte Sportarena, 5.500 Zuschauer haben hier Platz. Auch Konzerte finden hier statt - Led Zeppelin, Leonard Cohen und David Bowie haben hier schon gespielt. 45 Jahre nach dem Spassky-Fischer Spektakel besuchte Frederic Friedel die Laugardalshöllin und hat ein paar Schätze entdeckt.

Vor 45 Jahren - Bobby Fischer in Island (3)
Am 11. Juli 1972 begann das legendäre "Match des Jahrhunderts" zwischen Boris Spassky und Bobby Fischer endlich. Doch Fischer kam zu spät zur ersten Partie, der Straßenverkehr hatte ihn aufgehalten. Fischer hatte in der ersten Partie Schwarz und spielte zur allgemeinen Überraschung nicht wie meist Grünfeld oder Königsindisch, sondern Nimzo-Indisch. Die Partie verlief in ruhigen Bahnen und die meisten Experten rechneten mit einem Remis. Doch dann, im 29. Zug, nahm Fischer einen vergifteten Bauern. "Ein Zug und wir machen in der ganzen Welt Schlagzeilen!", kommentierte einer der Organisatoren glücklich.

Vor 45 Jahren – Bobby Fischer in Island (4)
Bobby Fischer, Herausforderer und Favorit im WM-Kampf gegen Boris Spassky in Reykjavik 1972, verlor die erste Wettkampfpartie auf dramatische Weise. Fischer erklärte, ihn hätten die Kameras gestört. Zur zweiten Partie trat der Amerikaner aus Protest nicht an und verlor kampflos. Damit lag er im Wettkampf 0-2 zurück. Fischer hatte schon einen Rückflug nach New York gebucht, aber spielte die dritte Partie dann doch – in einem Raum hinter der Bühne!

Vor 45 Jahren - Bobby Fischer in Island (5)
Nach drei Partien stand es im Match des Jahrhunderts 2:1 für den amtierenden Weltmeister. In Partie vier spielte Spassky eine gut vorbereitete Variante des Sizilianers und erhielt starken Angriff. Fischer verteidigte sich zäh und die Partie endete mit Remis. Dann folgte eine Schlüsselpartie, über die GM Robert Byrne, US-Meister 1972 und Korrespondent der New York Times und Chess Life, berichtet hat. In Reykjavik verfolgte Schachenthusiast Lawrence Stevens aus Kalifornien die Partien besonders aufmerksam: er schrieb per Hand auf, wie viel Bedenkzeit die Spieler für jeden Zug verbraucht hatten.

Vor 45 Jahren - Bobby Fischer in Island (6)
Im sechsten Teil unserer Serie schauen wir uns an, was beim Wettkampf des Jahrhunderts Fischer gegen Spassky 1972 in Reykjavik hinter den Kulissen geschah. Spassky wurde von seinen Sekundanten umsorgt und von den sowjetischen Autoritäten unter Druck gesetzt. Geholfen hat es ihm nicht. Ein schwerer Schlag war Spasskys Niederlage in der sechsten Partie. Fischer spielte zum ersten Mal in seinem Leben Damengambit mit Weiß, Spassky konnte oder wollte sich nicht an seine Vorbereitung erinnern und Fischer gewann eine Glanzpartie.

Vor 45 Jahren - Bobby Fischer in Island (7)
Boris Spassky startete mit einer 2-0 Führung in den "Wettkampf des Jahrhunderts" gegen Bobby Fischer in Reykjavik 1972. Aber dann schlug Fischer zurück: aus den nächsten acht Partien holte er 6,5 Punkte und führte so nach zehn Partien mit 6,5-3,5. Die Partien 8, 9 und 10 hatten viele dramatische Momente.

Vor 45 Jahren - Bobby Fischer in Island (8)
Nach zehn Partien stand es im Weltmeisterschaftskampf 1972 in Reykjavik 6,5-3,5 für den Herausforderer Bobby Fischer. Der Wettkampf schien praktisch schon entschieden, denn Titelverteidiger Boris Spassky hatte aus den letzten acht Partien nur 1,5 Punkte geholt. Doch in der elften Partie schlug Spassky zurück und fügte Fischer in der Najdorf-Variante eine vernichtende Niederlage zu.

Vor 45 Jahren - Bobby Fischer in Island (9)
Die 13. Partie des Wettkampfs zwischen Bobby Fischer und Boris Spassky in Reykjavik 1972 war ein packender Kampf. Fischer verzichtete auf seinen geliebten Sizilianer und griff zur Aljechin-Verteidigung. Eine unangenehme Überraschung für Spassky und der Auftakt einer dramatischen Partie mit entscheidender Bedeutung für den Wettkampf.

Vor 45 Jahren - Bobby Fischer in Island (10)
Die zweite Hälfte des Weltmeisterschaftskampfs zwischen Bobby Fischer und Boris Spassky in Reykjavik 1972 verlief ausgeglichen. In etlichen Partien hatte Spassky sogar gute Chancen, aber es gelang ihm nicht, eine Partie zu gewinnen. Das Ende des Wettkampfs rückte unaufhaltsam näher und Fischer verteidigte seinen 3-Punkte-Vorsprung.

Vor 45 Jahren - Bobby Fischer in Island (11)
Je länger der Wettkampf in Reykjavik dauerte, desto nervöser wurde die sowjetische Delegation. Spassky spielte mit aller Kraft, aber kam ein ums andere Mal nicht über ein Remis hinaus. Und mit jeder Partie rückte die Wettkampfniederlage nähe. Die Partien waren spannend, aber für Aufregung sorgte etwas anderes: Die sowjetische Delegation äußerte den Verdacht, die Beleuchtung oder Fischers Sessel wären manipuliert worden.


Chefredakteur der englischen ChessBase-Seite. Hat in Hamburg und in Oxford Philosophie und Linguistik studiert und sein Studium mit einer Arbeit über Sprechakttheorie und Moralsprache abgeschlossen. Eine Karriere an der Universität gab er auf, um Wissenschaftsjournalist zu werden und Dokumentationen für das deutsche Fernsehen zu produzieren. Er ist einer der Mitbegründer von ChessBase.

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