02.03.2023 – Bobby Fischer ist mit Sicherheit der berühmteste der Fische-Schachspieler. Aber zu den weiteren Topspielern zählen auch Bent Larsen, Veselin Toplaov, Vassyl Ivanchuck, Teimour Radjabov, Hou Yifan, Anna Muzychuck und David Bronstein. Wer Fische ist, kann mitunter so genial sein, wie Albert Einstein. Mit den Fische-Geborenen hat sich der Kreis der zwölf Sternzeichen geschlossen und ist somit unsere letzte Folge. | Foto: Pixabay
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Der Fische-Geborene und seine Strategie
Fragt man einen Astrologen, wie denn ein zwischen dem 19. Februar und dem 20. März Geborener kämpft, wird er vermutlich antworten: „Am liebsten gar nicht.“
Typische Fische fühlen sich eigentlich viel zu sensitiv und empfindsam für Kämpfe. Sie zeigen sich weder als eiskalte Analytiker noch als leidenschaftliche Krieger. Deshalb sind sie jedoch weder dusselig noch feige. Aber häufig atemberaubend exzentrisch, skurril – und genial.
Der begeisterte Schachspieler Albert Einstein beispielsweise, * 14. März, gilt ja nicht gerade als Dummkopf, sondern vielmehr als einer der größten Denker seiner Zeit. Und doch ist nun mal das bekannteste Portrait von ihm jenes, auf dem er lang und breit die Zunge herausstreckt. Fische sind normalerweise einfach schräge Vögel.
Albert Einstein war ein passabler Schachspieler, und Freund von Emmanuel Lasker.| Foto: Rob de Roy/Pixabay
Ihr strategisches Rezept (sofern es eins gibt) lautet: Täuschen, Tarnen und Verwirren. So handeln am ehesten die Gejagten, die Opfer. Und tatsächlich ist ein echter Fisch bereit, die Schlacht zu gewinnen, indem er sich selbst opfert – oder einen seiner Offiziere. Wenn der Fische-Kämpfer es richtig gut macht, dann hat sein Gegner zuletzt sogar ein zerknautschtes Gewissen.
Damen und Damenopfer
So konnte der dänische Großmeister Bent Larsen, *4. März, in einer seiner bekanntesten Gewinnpartien (1966 in Los Angeles gegen den damaligen Weltmeister Tigran Petrosjan) ein wunderbares Damenopfer anbringen.
Der aserbaidschanische Großmeister Teimour Radjabov, * 12. März, schaffte es 2003 nicht nur, Garri Kasparov zu schlagen, sondern auch den langjährigen Weltmeister Viswanathan Anand, und zwar mit schwarzen Steinen und nicht zuletzt anhand eines fantastischen Damen-Opfers.
Und genau das, nämlich die Intuition, dürfte die größte Stärke der Fische-Menschen sein, weshalb es vielleicht auch derart klasse weibliche Fische-Schachspieler gibt wie Hou Yifan, * 27. Februar, Anna Muzychuk, *28. Februar, oder Lei Tingjie, *3. März.
Seit Jahren führt Hou Yifan die weibliche ELO-Liste als stärkste Schachspielerin an. Im Jahr 2016 besuchte sie das Hamburger ChessBase Studio und ihren engen Freund Frederic Friedel.
Genie und Wahnsinn
Die überentwickelte Feinfühligkeit ist natürlich andererseits der wunde Punkt dieses Sternzeichens. Wo der Zwilling-Schachspieler irritiert werden kann durch intellektuelle Ablenkung, da trifft es den Fisch mitten in die Seele.
Und der ukrainische Großmeister Vassily Ivanschuk, *18. März, begründete seinen Ruf als Schachgenie vor allem durch originellen schöpferischen Ideen. Wenn es jedoch zu spannend wird, hält er diese Spannung nicht mehr aus – etwa 1991 im Viertelfinale des Kandidatenwettkampfes gegen den coolen Wassermann Artur Jussupow.
Es gibt übrigens ein herrliches Video, auf dem Ivanchuk 2016 in Doha, beinahe seine eigene Siegerehrung verpasst, weil er so vertieft ist über dem Schachbrett in ein – Damespiel! (Sein Mitspieler war Baadur Jobava.) Schließlich dringt die Stimme der Ansagerin in sein Bewusstsein, Ivanchuk galoppiert los, hoppst auf das Siegertreppchen, lässt sich die Goldmedaille umbummeln und nimmt das Triumpfgemüse in die Hand – während man seinem Gesicht ansieht, dass sein Gemüt immer noch auf dem Brett steckt und die nächsten Züge plant. Deshalb hetzt er auch gleich nach der Zeremonie zurück und beendet eifrig das Spiel, den Gratulations-Blumenstrauß geistesabwesend weiter in der Hand. Das ist wirklich sehr verrückt – und äußerst liebenswert.
Bobby Fischer
Nicht ganz so liebenswert kam das vermutlich legendärste Schachgenie aller Zeiten rüber, nämlich Robert James – oder eher Bobby Fischer, *9. März. Er äußerte Ansichten, die den Zuhörern die Haare zu Berge stehen ließen: unter anderem, Hitler sei ein prima Bursche gewesen, die Ereignisse des 11. September in New York begrüßenswert und Frauen von Natur aus beschränkte Lebewesen. Ob er so was tatsächlich sagte, weil es seiner innersten Überzeugung entsprach, oder mehr, um zu provozieren?
Wahrscheinlich die berühmteste und auch kontroverseste Person der Schachgeschichte - Bobby Fischer.
Ziemlich fest steht, dass er ein angespanntes Verhältnis zu seiner Mutter hatte, und dadurch erklären sich die meisten seiner Abneigungen. Mama war Jüdin – Bobby konnte Juden nicht leiden (obwohl er selbst also Halbjude war). Mama war in Amerika aufgewachsen – Bobby fand Amerika doof (obwohl selbst dort geboren und aufgewachsen). Mama war begeisterte Kommunistin und Anhängerin der Sowjetunion – Bobby hasste die Russen und den Kommunismus. Außerdem war seine Mutter nun mal eine Frau – Bobby hielt also nicht sehr viel von solchen Lebewesen (obwohl er offenbar haufenweise Affären mit der Spezies hatte, sein etwas düsterer, launenhafter Charme schien anzuziehen).
1972 saß Bobby im ‚Match des Jahrhunderts‘ in Reykjavík dem im Wassermann geborenen Russen Boris Spassky gegenüber. Damals, mitten im Kalten Krieg, wusste jedes Kind, dass die Leute in der Sowjetunion a) böse und b) im Schach nie zu schlagen sind. Doch der amerikaverachtende Amerikaner besiegte Spassky.
Das gelang ihm zwanzig Jahre später (nach langer Schach-Abstinenz) ein weiteres Mal. Der erste Sieg Fischers über Spassky hatte dem Russen häusliche Ungnade eingetragen; sein Vaterland beschimpfte ihn, sich nicht genug vorbereitet zu haben. Der zweite Gewinn brachte erstaunlicherweise Fischer häuslichen Ärger ein: Weil das Spiel in Jugoslawien stattfand, das auf einer US-Sanktionsliste stand, wurde er nun mit Haftbefehl gesucht. Er tauchte also im Exil unter und wurde, nach Aussage der Menschen, die ihm begegneten, immer merkwürdiger. Die Fische-Geborenen sind einfach zu sensitiv für dauernden Druck von außen.
In "Frederic's Mates" - Frederic Friedel's Videoserie zum Buch Schachgeschichten - erzählt uns der ChessBase Mitbegründer, wie er Bobby Fischer kennenlernte, und dass es unter anderem auch skurril war. Zum deutschen Artikel
Bobby Fischers Leben schien aus grellem weißem Licht und schwarzem Schlagschatten zu bestehen, ein schmerzliches Schachbrettmuster. Er starb nach 64 Jahren – der Zahl der Felder auf einem Brett …
Dagmar SeifertDagmar Seifert ist eine norddeutsche Journalistin, Autorin und Astrologin. Sie liebt Schach, ist jedoch
keineswegs eine übertrieben gute Spielerin. Immerhin war sie diejenige, die es ChessBase-Mitarbeiter Arne Kähler beigebracht hat – als er sechs Jahre alt war …
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