05.10.2018 – China gegen Polen, das war der Spitzenkampf in der 10. Runde der Schacholympiade in Batumi. Nominell waren die Chinesen Favorit, aber vor der Runde war Polen Tabellenführer und hatte noch keinen Kampf verloren. Und China musste die Polen besiegen, um Chancen auf Gold zu bewahren. In dieser spannenden Situation spielte Ding Liren am Spitzenbrett gegen Jan-Krzysztof Duda eine Glanzpartie. | Foto: Amruta Mokal (Archiv)
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Ein wichtiger Kampf, eine brillante Partie
Polen ist die Überraschungsmannschaft der Schacholympiade 2018 in Batumi. Nach neun Runden führten die Polen mit 16 von 18 möglichen Punkten die Tabelle an. In den ersten neun Runden hatte das junge polnische Team keinen einzigen Kampf verloren, aber Mannschaften wie Russland, Frankreich, die USA und die Ukraine besiegt und gegen Aserbaidschan und Armenien Unentschieden gespielt. Mit einem Sieg gegen China hätte Polen gute Chancen gehabt, Olympiasieger zu werden.
China gehörte als Nummer drei der Setzliste und Olympiasieger von 2014 zu den Favoriten der Olympiade, aber in Runde 5 hatten die Chinesen überraschend 1-3 gegen Tschechien verloren und in Runde 7 kamen sie gegen die Ukraine nicht über ein 2-2 Unentschieden hinaus.
Ding Liren, Chinas Nummer 1, erwies sich in Batumi allerdings als zuverlässige Stütze seiner Mannschaft. Vor der Olympiade war er seit einer Niederlage gegen Anish Giri am 9. August 2017 80 Partien in Folge ungeschlagen geblieben und diese Serie setzte Ding Liren bei der Olympiade fort - vor dem Kampf gegen Polen hatte er sechs Partien gespielt, zwei gewann er, vier endeten mit Remis.
Aber Angst, seine Serie von 86 Partien ohne Niederlage könnte zu Ende gehen, schien Ding Liren in seiner Partie gegen Duda nicht zu haben. In einer komplizierten Stellung wich Ding Liren kurz nach Abschluss der Eröffnung einer möglichen Zugwiederholung aus und spielte stattdessen energisch und riskant auf Gewinn. Der Lohn für diesen Mut war eine brillante Angriffspartie. Daniel King hat sie sich genauer angeschaut.
Nach Ende der zehnten Runde, auf der Rückfahrt vom Spiellokal ins Spielerhotel, nutzte Sagar Shah die Gelegenheit, Ding Liren zu seiner Glanzleistung zu befragen - und der Chinese zeigte, wie viel der komplizierten Varianten er während der Partie berechnet hatte.
Nach diesem brillanten Sieg ist Ding Liren 87 Partien in Folge ohne Niederlage und kommt bei der Olympiade in Batumi mit 5 aus 7 auf eine Elo-Performance von 2876 - das ist die beste Ratingperformance an Brett eins und die zweitbeste Ratingperformance aller Spieler bei der Olympiade. Nur Jorge Cori ist besser: er spielt an Brett 3 für Peru und kommt mit 7,5 aus 8 auf eine Elo-Performance von 2925.
In der elften und letzten Runde der Olympiade kommt es zum Kampf der beiden Spitzenreiter USA gegen China. Beide Mannschaften haben 17 von 20 möglichen Mannschaftspunkten und können mit einem Sieg aus eigener Kraft Olympiasieger 2018 werden. Ding Liren spielt an Brett 1 mit Schwarz gegen Fabiano Caruana. Und wird hoffen, dass seine Serie anhält - und ihm vielleicht weitere Glanzpartie in einem wichtigen Kampf gelingt.
Johannes FischerJohannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".
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